Damenbekleidung Weiberspeck Der Begriff Weiberspeck stammt aus dem späten 16. Jahrhundert und bezeichnet einen ringartigen Wulst, den sich Frauen unter dem Rock um die Hüften banden.
Ein Reifrock ist ein durch Reifen aus Holz, Draht oder Fischbein gespreizter Unterrock. Je nach Form und Epoche unterscheidet man z. B. Verdugado, Panier, Krinoline oder Tournüre.
Der Reifrock kam erstmals als kegelförmiger Verdugado (span.: "Tugendwächter") gegen Ende des 16. Jahrhunderts in der spanischen Tracht auf. Fast gleichzeitig wurde in Frankreich eine eigenständige, tonnenförmige Variante (Vertugadin) entwickelt, die man in mehreren Portraits von Königin Elizabeth I. sieht. Weniger wohlhabende Frauen trugen ersatzweise den Weiberspeck.
In den ersten Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts geriet der Reifrock wieder aus der Mode. Eine Ausnahme bildet Spanien, wo er eine breit-ovale Form entwickelte, die aus Velázquez-Bildern bekannt ist.
In Frankreich und dem Rest Europas kehrte der Reifrock erst um 1715 wieder. Zunächst kurz und kegelig, wurde er schon wenig später kuppelförmig und extrem ausladend. Diese frühe Form hatte große Ähnlichkeit mit den damals auf Märkten verwendeten Hühnerkörben, daher der Name Panier (frz. "Korb"). Gegen 1730 flachte das Panier vorn und hinten ab und behielt diese querovale Form in wechselnden Dimensionen bis zu seinem Aussterben bei.
Paniers des 18. Jahrhunderts wurden zunächst aus Wachstuch und/oder Leder und Ruten gefertigt, was ihnen den Namen Criarde (frz. "Kreischerin") einbrachte, weil die Materialien geräuschvoll aneinanderrieben. Spätere Paniers bestanden aus Holz- oder Fischbeinreifen, die entweder in Tunnel eingezogen oder mit Gelenken und Bändern zu klappbaren Gestellen zusammengefügt wurden.
Bereits vor der Französischen Revolution kam der Reifrock im Zuge der Orientierung an der englischen Mode in der bürgerlichen Kleidung außer Gebrauch. Nur im formellen und höfischen Bereich überlebte er bis zur Revolution, in der englischen Hofgala sogar bis zum frühen 19. Jh.
Nach der 1830 abgeschlossenen Phase der Restauration erlebte der Reifrock eine erneute Renaissance als Krinoline (italienisch-französisch, eigentlich "Rosshaargewebe"), zunächst als Unterrock aus mit Rosshaar verstärktem und geformtem Gewebe, das das bis dahin übliche Tragen mehrerer Stoffunterröcke ablöste. Nach Experimenten mit Fischbein und aufblasbaren Gummischläuchen setzte sich ab 1856 eine englische Konstruktion aus Stahlbändern durch. Trotz des großen Stahlverbrauchs war sie preiswerter als die Rosshaar-Modelle. Um 1868 erreichte die Krinoline mit einem Saumumfang von sechs bis acht Metern ihre üppigste Weite.
Um 1870 wurde die Krinoline durch die Tournüre (oder Turnüre, von französisch "Drehung") abgelöst, die nicht mehr den ganzen Unterleib umschloss, sondern den Rock nur noch über dem Gesäß mit Hilfe von Halbgestellen aus Stahl, Fischbein und/oder Rosshaar aufbauschte. Nach einer kurzen Pause um 1880 kehrte sie um 1883 als "zweite Tournüre" wieder. Um 1888 verschwand der Reifrock endgültig aus der Mode. Seither wird er fast nur noch bei Brautkleidern verwendet.
Einen Nachhall - allerdings ohne Reifen - fand der Reifrock in der Kriegskrinoline um 1915/16 und noch einmal in den 1950er Jahren mit dem Petticoat, der den Röcken wieder eine stark glockenförmige Silhouette verlieh.
Unterrock Vom 16. bis zur ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts hieß der Unterrock "Kotillon". Zu dieser Zeit wurden von adligen und gutbürgerlichen Frauen unter dem Kleid meist mehrere Unterröcke übereinander getragen; der Unterrock war geradezu ein Standessymbol. Im 17. Jahrhundert wurden im Sommer bis zu acht, im Winter bis zu zwölf Unterröcke gleichzeitig getragen. Der oberste, oft mit einer Schleppe versehen, hieß "la modeste" (frz. "die Sittsame"), der mittlere "la friponne" ("die Schelmische"), der unterste "la secrète" ("die Geheime"). Die beliebteste Farbe war rot. Im Rokoko war der Unterrock, der beim Anheben des Reifrocks sichtbar wurde, bei den feinen Damen aus Seide und um den Saum bestickt.
Um 1820 begann man, den Unterrock an das Leibchen anzunähen und erhielt so ein Unterkleid. Zu dieser Zeit kam auch die Krinoline auf. Unter der Turnüre bzw. dem Cul de Paris wurde der Unterrock über dem Po gerafft. 1897 kam eine "Unterrockhose" auf. Zu dieser Zeit war auch der Unterrock mit Schleppe und Rüschen wieder Mode.
Bei den weniger Wohlhabenden ersetzte der Weiberspeck den teuren Reifrock.
Mieder Ein Mieder ist ein den Oberkörper eng umschließendes Kleidungsstück, das je nach Kontext das Oberteil eines Kleides (Taille), ein versteiftes Kleidoberteil oder ein Korsett bezeichnet. Es wird heute noch in Volkstrachten z.B. beim Dirndl und als Corsage getragen. Sein Ursprung geht auf die Renaissance etwa Anfang des 16. Jahrhunderts zurück. Das Mieder bzw. Korsett formte die Silhouette der Frau in Europa bis ins frühe 20. Jahrhundert.
Mit der Ablösung des Korsetts entstanden die modernen Mieder, die eine größere Bewegungsfreiheit zulassen und trotzdem den Körper formen. Neben dem Korselett (umganssprachlich: Panzer) entstanden der BH und der Hüfthalter sowie mit dem Aufkommen der Strumpfhose die Miederhose und das Hosenkorselett. Der Hüfthalter wurde in den 1950er und 1960er Jahren von nahezu jeder Frau getragen. Nach dem Schlabber-Look der 1970er Jahre sind Mieder heute wieder zunehmend auch bei jüngeren Frauen zu finden. Bedingt durch Filme und indem Modemacher die Idee aufgriffen, erlebt auch das Korsett eine Renaissance als Partykleidung. Vor allem junge Frauen entdecken für sich die erotische Ausstrahlung dieses Kleidungsstücks.
Die ersten Vorläufer des Korsetts entwickelten sich in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts aus versteiften Miedern. Ihre Existenz ist vor 1562 nur insofern erwiesen, als die in Gemälden dargestellten Kleider ab ca. 1530 in der dargestellten Form (flachgedrückte Brust und kegelförmiger Oberkörper) ohne Korsett nicht möglich wären. Das älteste erhaltene Exemplar stammt aus dem Grab der Eleonora di Toledo (gestorben 1562) und ist mit Rohr versteift.
Die spanische Hoftracht, die um 1600 vorherrschend war, erforderte ein Korsett, das den Oberkörper zu einem Konus formte und die Brust flachdrückte. Um ca. 1640 entwickelte sich daraus eine ebenfalls konische Korsettform, die aber die Brust nicht flachdrückte, sondern hochhob. Mit geringen Veränderungen blieb diese Form bis zur Französischen Revolution gültig. Den Begriff „Korsett“ gab es damals noch nicht; man sprach von steifen Miedern (Frauenzimmer-Lexicon, 1715), Leibstückern (Liselotte von der Pfalz, um 1720), Schnürleibern oder Schnürbrüsten (Journal des Luxus und der Moden, 1780er).
Marlotte Marlotte ist ein vorn offenes Kleid mit einem Stehkragen, das meistens kürzer als ein Rock ist.
Die Marlotte ist eine Art Schaube, die Damen zur Zeit Franz I. erstmals trugen, die aber in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts allgemein getragen wurden und sich allmählich zu bloßen Mäntelchen verkürzten.
Erstmals erwähnt wurde die Marlotte und die Berne (eine Marlotte ohne Ärmel) in Rabelais' Gargantua.
Contouche Die Contouche (auch Andrienne, Adrienne, Robe battante, Robe innocente oder Robe à la Française) war die vorherrschende Kleidform des 18. Jahrhunderts. Charakteristisch sind die von den Schultern herabfallenden, großen Watteaufalten, so benannt nach dem französischen Maler Antoine Watteau, der sie als einer der ersten und mit Vorliebe malte.
Der nur in Deutschland allgemein gebräuchliche Name Contouche leitet sich von einem ungarischen Gewand (Kontusch) mit großen Rückenfalten ab.
Die Contouche hat sich aus dem Manteau des späten 17. Jahrhunderts entwickelt, indem dessen ursprünglich festgenähten Rückenfalten lose gelassen wurden. Dieses weite Frauengewand wurde zuerst von Madame Doncourt 1703 durch ihre Titelrolle der Andria (bearbeitet von M. Baron nach Terenz) in Mode gebracht. Als Zwischenform entwickelte sich die robe battante der Régence (1715-1723), die immer öfter auch außer Haus getragen wurde und mit zunehmender Eleganz allmählich salonfähig wurde.
Die klassische Contouche entwickelte sich um 1725-30 und wurde vorn meist offen getragen, hatte aber immer noch Ähnlichkeit mit einem Wickelgewand. Bis um 1750 bildete sich eine immer deutlichere Taille heraus und das Oberteil lag immer enger am Körper an. Ab 1740 sieht man kaum noch vorn geschlossene oder kimonoartig übereinandergeschlagene Contouches.
Von der Jahrhundertmitte an wurden die Watteaufalten immer schmaler und zogen sich Richtung Rückenmitte zurück. Extremform dieser Entwicklung ist die robe à la piemontaise, bei der die Falten aus einem extra Stück Stoff angesetzt werden, während das Gewand selbst rundum anliegt. In dieser Form überlebte die Contouche als höfisches und formelles Gewand bis zur Französischen Revolution, während die Alltagsmode längst zu anderen Kleidformen, v.a. der Anglaise, übergegangen war.
Fontage Die Fontange [fɔ̃ˈtɑ̃ʒ] ist eine hohe, über einem Gestell aus Draht aufgebaute Haube, die etwa von 1685 bis 1715 von Frauen in Europa getragen wurde. Auch der gesamte Aufbau aus Haube und Frisur wird Fontange genannt.
Der Name bezieht sich auf die Herzogin von Fontanges, eine Maitresse von Ludwig XIV.. Mehrere unterschiedliche Legenden schreiben ihr die Erfindung dieser Art Kopfbedeckung zu. Die verbreitetste erzählt, der Herzogin habe sich auf einem Jagdausflug mit dem König die Frisur gelöst, woraufhin sie das Haar kurzerhand mit einem Band oben auf dem Kopf befestigte. Der König soll von dieser Frisur begeistert gewesen sein, und so schmückten sich binnen kurzem alle Damen des Hofes mit Fontangen. Als die Fontangen um 1695-1700 ihre größte Höhe erreichen, wird berichtet, dass der König ihrer mittlerweile überdrüssig sei, doch gegen die Mode ist selbst der Sonnenkönig machtlos. Erst nach seinem Tod 1715 verschwinden Fontangen aus der Mode.
Die Fontange wurde zwar zuerst am französischen Hof getragen, aber nicht zur Hofkleidung, sondern nur zum Negligé, speziell zum Manteau.
Cachenez Das Cachenez (frz. "verbirg die Nase") war ursprünglich eine Halbmaske aus schwarzem Samt oder aus Seide, die in der Mitte des 16. Jahrhunderts in Frankreich als Schutz gegen die Witterung aufkam und von Männern beim Reiten, von Frauen beim Spazierengehen als Teintschutz getragen wurde. Sie reichte von der Stirn bis unter die Nase und hatte Augenschlitze. Ende des 17. Jahrhunderts wurde das Cachenez häufig getragen, um bei gewissen Gelegenheiten unerkannt zu bleiben. In Frankreich hatte diese Maske einen kleinen Stiel mit einem Knopf, mit dem es im Mund festgehalten wurde. In England wurde sie dagegen an Haube oder Kopfputz befestigt und noch mit einem Tuch versehen, das den Mund verdeckte. Im 17. Jahrhundert war es auch in Deutschland üblich. Allerdings war das Cachenez in Gegenwart Höhergestellter abzunehmen.
Im Laufe des 18. Jahrhunderts verschwand die Maske und die Bezeichnung Cachenez ging auf ein Halstuch über, das zunächst nur von Franzosen getragen wurde. Es wurde mehrfach um den Hals und manchmal auch den unteren Teil des Gesichtes geschlungen. Anfang der 30er Jahre gehörte es zur europäischen Herrenmode, zunächst schwarz-weiß oder silbergrau zum Abendanzug, dann zum Mantel, im Sommer statt Krawatte zur Sportkleidung.
Heute bezeichnet der Begriff vor allem die weißen Seidenschals, die zum Gesellschaftsanzug getragen werden können.
Quelle: http://www.wikipedia.de